Meine Familie kommt erst morgen
Ein fast verpasstes Weihnachtsgeschenk und ein Weihnachtsmann, der kurzerhand die Regeln ändert
Immer nur ein Geldumschlag zu Weihnachten für das Urenkelkind? Mit dem Internet war Emma technisch nie warm geworden, und dann musste sie auch noch mit ansehen, wie in der Innenstadt von Köln ein Laden nach dem anderen schloss, darunter der bekannte Spielwarenladen.
Aber in der Südstadt gab es so etwas anscheinend noch. Also machte sie sich kurzerhand am 24. Dezember mit einer Adresse, die ihr die Nachbarin am Vorabend gegeben hatte, und ihrem kleinen Hund Felix auf den Weg dorthin. Um sie herum saßen Leute in der Straßenbahn, die auf den letzten Drücker in der Innenstadt noch ein Geschenk finden wollten. Zum Glück konnte sie sich die Menschenmenge ersparen. Sie stieg aus, lief die Straße entlang und prüfte die Hausnummern.
Ein Schwung fröhlich plappernder Kinder mit Erwachsenen kam ihr entgegen. Dann konnte der Spielwarenladen ja nicht mehr weit sein. Da vorne! Sie drückte gegen die Eingangstür, aber sie war verschlossen. Öffnungszeiten am Heiligabend bis 13 Uhr. Gerade war es zehn nach. So ein Pech. Sie hielt die Hand an die Stirn und spähte in den Laden. Das hatte sie nicht gewusst, dass der Laden schon so früh zu machen würde. Niemand im Geschäft zu sehen.
Felix fing an zu bellen und zog sie mit sich, einen Weihnachtsmann verfolgend, der soeben auf die Straße getreten war. Das Ziehen an der Leine hatte sie ihrem kleinen Rumänen aus dem Tierschutz noch nicht abgewöhnen können. Es schien, als konnte es Felix nicht schnell genug gehen, die Welt zu erkunden, und sein Frauchen war etwas zu langsam.
„Felix!“ Sie wollte die Richtung wechseln, wie der Tiertrainer es ihr geraten hatte.
Der Weihnachtsmann vor ihnen blickte zurück über seine Schulter, blieb dann stehen und drehte sich um. „Felix!“ rief er. „Guten Tag, Frau Hartmann!“ Es war ihr Nachbar.
Felix‘ Schwanz verwandelte sich förmlich in einen Propeller, als er mit seinen Pfoten, schmutzig von der Straße, am Weihnachtskostüm des Mannes emporsprang.
Emma setzte eine entschuldigende Miene auf. „Guten Tag, Herr Ahrends! Felix, pfui! Aus!“
Das „Was machen Sie denn hier?“ kam aus ihrer beider Munde, so dass sie lachen mussten.
„Ich wollte für mein fünfjähriges Urenkelchen, die Marie, noch ein Spielzeug besorgen. Frau Schiffer hat mir gestern erklärt, wo der Laden ist. Man kann ja heutzutage kaum mehr etwas vor Ort kaufen. Alles nur noch im Internet. Nichts kann man sich im Original anschauen. Aber jetzt hat das Geschäft ja leider schon zu. Meine Familie kommt nämlich morgen, am ersten Weihnachtstag.“
Der Weihnachtsmann zog sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. „Sylvia, bist du noch im Laden?“ Die Angerufene bejahte. „Meine Nachbarin steht gerade neben mir. Sie braucht ein Weihnachtsgeschenk für ein kleines Kind und hat den Ladenschluss knapp verpasst.“
Er kehrte in Richtung Geschäft um und gab Emma ein Handzeichen, dass sie mitkommen solle. „Ich kenne die Inhaberin schon seit Jahren, weil ich jedes Jahr am Morgen des 24. herkomme, um den Kindern eine Weihnachtsgeschichte zu erzählen. Auf diese Weise habe ich am Heiligabend etwas von Weihnachten. Meine Familie kommt nämlich auch erst morgen. Meine Tochter und mein Schwiegersohn mit den zwei Kindern, Sandra und Peter, feiern schon seit vielen Jahren den 24. in ihrer eigenen Familie. Was machen Sie denn heute Abend?“
„Bisher habe ich immer die Wohnung aufgeräumt, die Weihnachtsdeko zurechtgerückt, das Mittagessen für den nächsten Tag vorbereitet und dabei Musik gehört“, zuckte Emma mit den Schultern.
„Wenn Sie mögen, kommen Sie doch später vorbei. Ein paar Weihnachtslieder mit Gitarrenbegleitung sind auf jeden Fall drin. Den Felix bringen Sie mit. Dann sitzt keiner von uns am Heiligabend alleine in der Wohnung. Und morgen kommen Sie gerne mit Ihrer Familie zu uns. Essen habe ich genug gekocht, für alle.“
Sie waren beim Spielzeugladen angekommen. Die Geschäftsinhaberin schloss ihnen die Tür auf. Mit einer Puppe ging Emma nach Hause, eine die sie an ihre eigene Kindheit erinnerte. Eine, die man im Internet nicht kauften konnte, weil sie von einer Puppenmacherin vor Ort handgefertigt war.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr.
Ihre Gordina Steckert, Brightbooks.de
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